Nun ist es also soweit. Wir haben uns mit dem Thema Tabletop vertraut gemacht und uns für ein System entschieden. Die Starterbox liegt bereit und ist ausgepackt, das gekühlte Bier aus dem Kühlschrank geholt und gute Musik aufgelegt. Einem entspannten Bastelabend steht also nichts mehr im Weg… falls man an alle wichtigen Utensilien gedacht hat. Was man zum Zusammenbauen der Figuren alles braucht und wie man am besten vorgeht, zeigen wir euch im folgenden Beitrag. Wie zuvor berichten wir anhand unserer Warmachine-Starterbox die hierzulande vom Burst-Shop vertrieben wird. Die Erklärungen lassen sich aber auf alle anderen Tabletop-Systeme übertragen.
Was brauche ich zum Zusammenbauen?
Bevor man mit dem eigentlichen Zusammenbau der Figuren beginnen kann, muss man sich noch passendes Werkzeug besorgen. Auch hierbei gilt das gleiche, wie bei großem Werkzeug: Lieber einmal was Richtiges kaufen, als öfter etwas Billiges.
Wirklich notwendig sind folgende Werkzeuge:
- Ein kleiner Seitenschneider zum Heraustrennen der Teile aus den Gussrahmen
- Ein Bastelmesser / Skalpell, um Gussreste und Unebenheiten abzuschneiden
- Spezieller Klebstoff
- Eine feine Feile, um Kanten zu glätten
- Eine Schneidematte, damit der Tisch verschont bleibt
Hat man noch nichts davon, empfiehlt es sich zu einem Starterset zu greifen, das alle nötigen Dinge enthält. Dabei spart man meistens noch einige Euro. Ich habe mich zum Einstieg ins Hobby für das Werkzeugset von Army Painter entschieden. Ich habe damit inzwischen schon einige Figuren fertig gestellt und bin immer noch sehr zufrieden mit den Werkzeugen. Diese kann man aber auch von anderen bekannten Marken, wie Citadel oder Vallejo bekommen.
Wer vor hat seine Figuren anzumalen, kann natürlich auch gleich in die Zukunft investieren und eine Starterbox mit Farben kaufen. Auch hier bietet Army Painter ein Einsteiger-Set an. Ich kann jedoch zu den Farben nichts sagen, da ich bisher nur Farben von Citadel und Vallejo genutzt habe. Aber dazu mehr im kommenden Part.
Insgesamt muss man bei den Werkzeugen inklusive Klebstoff mit ca. 20€ rechnen.
Schritt 1 – Das Herausschneiden und Entgraten
Wie man bereits im Unboxing-Video im ersten Part gesehen hat, kommen die Figuren in kleinen Päckchen. Die Einzelteile der Figuren hängen an Gussrahmen fest. Das heißt, bevor man mit dem Kleben starten kann, müssen die Teile erst mal vom überschüssigen Kunststoff oder Zinn befreit werden. Nehmt euch dazu den Präzisionsseitenschneider und knipst die Teile vorsichtig ab. Versucht dabei nicht in die Teile zu schneiden, sondern lasst lieber etwas vom überschüssigen Material stehen. Das lässt sich nachher ganz einfach mit dem Skalpell abschneiden. Es empfiehlt sich zunächst nur die Teile für eine Figur herauszutrennen, damit man später beim Zusammenkleben nicht durcheinanderkommt.
Hat man diesen Schritt erfolgreich hinter sich gebracht und die herausgetrennten Teile liegen vor einem, sollte man sich etwas Zeit nehmen und die Einzelteile von allen Seiten genau betrachten. Zunächst schneidet man nun an den zuvor erzeugten Schnittstellen das noch übrige Material ab. Am besten geht das mit einem scharfen Bastelmesser. Selbst Zinnfiguren lassen sich damit gut bearbeiten.
Aber Vorsicht: Das Messer ist scharf. Schneidet immer auf der Matte, sodass das Messer in die Schneidematte abrutscht und nicht in euren Finger.
Aber nicht nur die Schnittstellen benötigen eure Aufmerksamkeit. Durch das Gießen der Figuren entstehen an vielen Stellen sogenannte Gussgrate. Also dünne „Hügelchen“ von überschüssigem Material, das man auch einfach mit dem Messer abschneiden kann. Bei sehr kleinen und filigranen Figuren muss man oft sehr genau hinschauen. Aber glaubt mir, es lohnt sich. Beim Bemalen fallen einem übersehene Gußgrate meist sehr schnell auf. Und es gibt kaum etwas Ärgerlicheres.
Rauhe Stellen, die durch das Messer entstanden sind, lassen sich mit einer Feile am Ende noch weiterbearbeiten und glätten. Hier muss jeder für sich selber entscheiden, wie viel Zeit und Liebe er in seine Figuren investieren möchte.
Schritt 2 – Das Kleben
Hat man alle Teile zu seiner Zufriedenheit bearbeitet, steht nun der für mich schwierigste Part an. Das Kleben. Das liegt aber einzig und allein daran, dass ich und Klebstoff eine lang gehegte Feindschaft hegen. Also lasst euch nicht abschrecken!
Bevor man allerdings mit dem nächsten Schritt anfängt, möchte ich noch kurz etwas über den verwendeten Klebstoff sagen. Da ich oft Zinnfiguren von Infinity zusammenbaue, benötige ich einen Klebstoff, der nicht nur Plastik klebt. Deshalb verwende ich Superglue. Dieser ist auch in der Box von Army Painter enthalten. Er härtet sehr schnell aus und hält auf jedem beliebigen Material. Hat man jedoch nur Kunststofffiguren, empfiehlt sich ein Plastikkleber, wie zum Beispiel der von Revell. Dieser lässt sich etwas besser dosieren und auftragen.
Hat man sich für den passenden Klebstoff entschieden, sollte man zunächst ein paar Trockenübungen machen. Überprüft genau, wo welches Teil hingehört und ob es auch richtig passt, oder eventuell noch etwas bearbeitet werden muss. Bei der Frage, wo welches Teil hingehört, unterscheiden sich die einzelnen Hersteller deutlich voneinander. Am einsteigerfreundlichsten zeigt sich hier Games Workshop mit ihren Warhammer-Figuren. Zu diesen bekommt man eine klar verständliche Bauanleitung, die sogar zeigt, an welche Stellen Klebstoff aufzutragen ist. Bei den meisten anderen Herstellern, muss allerdings ein Blick auf die Verpackung reichen, um zu sehen, welches Teil wohin gehört. So auch bei den Warmachine-Figuren. Da jedoch jede Figur in einem einzelnen Tütchen verpackt ist und aus nicht zu vielen Teilen besteht, gestaltete sich das Zusammenbauen auch für Neulinge sehr einfach.
Ist man sich sicher, dass man die passenden Teile gefunden hat, sollte man nur so wenig Klebstoff, wie nötig auftragen. Heruntergelaufener Klebstoff auf den Figuren sieht am Ende wirklich doof aus und lässt sich kaum noch entfernen. Besonders mit Superglue sollte man darauf achten, dass ihr den Klebstoff nicht an die Finger bekommt. Es ist nicht schädlich, aber nicht selten klebt ein Teil eher am Finger, als an der Figur. Haltet die frisch geklebten Teile ein paar Sekunden an Ort und Stelle. Anschließend sollten sie fest mit der Figur verbunden sein.
Schritt 3 – Figur auf ihre Base kleben
Dieser Schritt muss nicht am Ende gemacht werden, sondern, kann auch schon zu Beginn des Zusammenbaus erfolgen. Dies hängt immer davon ab, wie die Figuren aufgebaut sind. Für jede Figur bekommt man eine runde oder eckige Base mitgeliefert. Diese dient als Sockel, dass die Figur später auf dem Spielfeld steht. Unsere Warmachine-Figuren hatten alle glatte Füße, so dass die Figuren einfach auf die Base geklebt werden konnten. Andere Figuren haben zum Teil einen kleinen Balken zwischen den Füßen. Dieser kann in einen kleinen Schlitz in der Base geklebt werden. So wird garantiert, dass die Figur mittig auf ihrer Base steht. Ist kein Schlitz in der Base, kann man entweder den Balken abschneiden, oder einen Schlitz in die Base schneiden. Viele Bases haben dazu in der Mitte ein dünneres Material.
Stehen die Figuren auf ihrem Sockel, ist man mit dem Zusammenbau fertig und kann mit dem Bemalen beginnen. Lasst eure Figuren aber vorher noch etwas stehen, dass der Klebstoff vollständig aushärten kann.
Kleiner Tipp: Wem die mitgelieferten Standard-Bases nicht gefallen, der findet in zahlreichen Shops auch schön designete Bases. Diese gibt es für alle möglichen Szenarien. Aber Vorsicht: Achtet auf die richtige Größe!
Zusammenbautipps für Fortgeschrittene
Wer beim Kleben auf Nummer Sicher gehen will, der kann seine Figuren auch Stiften. Dazu bohrt man mit einem sehr feinen Handbohrer in zwei Teile, die Zusammengeklebt werden sollen ein kleines Loch. In eines davon klebt man ein kurzes Stück Draht, beispielsweise von einer Büroklammer und schneidet es auf die passende Länge, so dass das andere Teil perfekt damit verbunden werden kann. Dies erfordert etwas Übung, sorgt aber dafür, dass die Teile wirklich stark zusammenhalten. Wer seine Figuren oft transportiert, wird davon profitieren. Da ich aber beim Transport gut auf meine Figuren achte, wende ich dieses Verfahren inzwischen nicht mehr an.
Bei einigen Figuren hat man nach dem Kleben noch Stellen, an denen Teile nicht richtig zusammengepasst haben, oder man nicht ganz sauber gearbeitet hat. Solche Spalten lassen sich recht einfach schließen. Dazu verwenden die Meisten Bastler sogenanntes Greenstuff. Diese Modelliermasse lässt sich einfach bearbeiten und trocknet anschließen von alleine aus.
Da die Sockel der Figuren sehr leicht und manchmal auch etwas klein sind, kippen diese recht einfach um. Besonders beim Transport ist dies ein echtes Problem. Dem kann man aber leicht Abhilfe schaffen. Klebt einfach unter die Base kleine Neodym-Magnete, die es sehr günstig in großen Mengen zu kaufen gibt. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass man die Figur beim Transport auf eine metallische Fläche stellen kann, so dass die Figuren nicht umkippen oder wegrutschen.
Fazit
Der Zusammenbau der Warmachine-Figuren gestaltete sich, trotz anfänglicher Bedenken, sehr einfach. Da alle Teile einer Figur in einem Tütchen verpackt sind, wird schnell klar, welches Teil wohin gehört. Das Material lässt sich mit einem Bastelmesser sehr einfach bearbeiten. Es wirkt aber im Vergleich zum Resin der Warhammer-Figuren oder dem Zinn der Infinity-Models, nicht so hochwertig. Dies hat auch zur Folge, dass die Gussschärfe nicht so hoch ist. Dadurch wirken die Details der Figuren etwas verwaschen. Einsteiger, die nur Erfahrung mit Brettspielfiguren gemacht haben, wird dies vermutlich nicht auffallen.
Wer es sich jedoch so einfach wie möglich machen möchte, der sollte zum Beginn vielleicht doch zu den Figuren von Games Workshop greifen, da die Bauanleitung ein großer Pluspunkt ist. Auch die Passgenauigkeit der Teile ist hier am größten. Dies lässt sich Games Workshop aber natürlich auch bezahlen. Die Figuren sind mit die teuersten auf dem Markt und das Setting muss einem natürlich auch gefallen.
Wie sich das Zusammenbauen für unseren blutigen Anfänger gestaltet hat, lest ihr im kommenden Part!